Oldtimer. Zigarren. Rum. Havanna.

Das Capitol

 

Am zweiten Tag in 2018 flogen wir von Frankfurt nach Havanna, die Hauptstadt Kubas. Wir starteten im kühlen Winterwetter und landeten gegen 18.30 h im warmen, aber verregneten Havanna. Es war bereits dunkel und relativ warm. Die Einreise ging schnell, es wurden alle Pässe und Visa kontrolliert. In Kuba wird bei Einreise ein Foto gemacht und im PC registriert, das erlebten wir nun bei jedem Landgang. Das Visum kostet pro Person 15 €, gilt nur für den jeweiligen Aufenthalt. Kommt man nach einigen Tagen wieder, zahlt man wieder 15 €. Wir kamen 3x an…

Das Gepäck kam aus dem Flugzeug direkt zum Schiff. In der Halle des Flughafens warteten Mitarbeiter von MSC und brachten uns nach draußen zu den bereit stehenden Bussen. Alle Gäste unseres Fluges waren Kreuzfahrer, die zur MSC Armonia wollten.

Die Fahrt in einem Bus, der schon bessere Tage gesehen hat, dauerte ca. 30 Minuten. Man sah durch die Dunkelheit nicht sehr viel, was aber auch nicht schlimm war, da wir durch die Zeitverschiebung gefühlt bereits nach Mitternacht hatten und alle müde waren.

Der Bus hielt irgendwann an, rechts ein großes Gebäude, das Cruise Terminal, auf der anderen Straßenseite war ein großer Platz, über den man in die Altstadt gelangte, doch das wollten wir am nächsten Tag heraus finden.

Wir checkten ein, mit den bekannten Formalitäten. Es gab eine weitere Einreisekontrolle durch Behörden, wieder mit Pass- und Gesichtskontrolle, aber wir gewöhnten uns mit der Zeit daran.

Durch die Zeitverschiebung waren wir am nächsten Morgen sehr früh auf, frühstückten und bekamen vom Sonnendeck einen ersten Eindruck von der Stadt. Zur einen Seite sah man Teile des Hafens, zur anderen die gegenüberliegende Festungsanlage, einige Gebäude und den Malecon, die Prachtstraße am Meer.

Speed III? Das Terminal ist vor der Altstadt.

Die anderen Hafengebäude waren scheinbar sehr baufällig, die Dächer waren offen und in schlechtem Zustand. Kein Einzelfall, wie wir später noch feststellen sollten. 

An dieser Stelle eine Anmerkung: wer Daten und Fakten erwartet, hat leider Pech, hier geht es lediglich um unsere persönlichen Erfahrungen und Eindrücke.

Wir verabredeten uns mit einem Ehepaar aus Duisburg für den Nachmittag, um in die Altstadt zu gehen und auf den Spuren Hemingways zu wandeln. Die beiden hatten wir am Abend vorher kennen gelernt, wir waren dann ständig zusammen. Manchmal passt es einfach.

Um in die Stadt zu kommen, mussten wir durch das Cruise Center, wurden von Beamten kontrolliert: Pässe, Foto, scannen der Taschen usw. Kommt man wieder zurück, wurde das ganze wiederholt. Täglich.

Das Cruise Terminal befindet sich an einer viel befahrenen 4-spurigen Straße. Ein Zebrastreifen direkt am Ausgang überquerten wir schnell, alle Autos hielten freundlich an. Taxifahrer erhofften sich von den Fußgängern neue Fahrgäste. Da hatten sie bei uns Pech, wir wollten zu Fuß gehen.

Hier ist auch eine Haltestelle für den HopOn-HopOff-Bus. Wir hatten überlegt, ihn an einem anderen Tag zu nutzen, entschieden uns aber später dagegen.

Gegenüber ist ein großer Platz, eine Kirche und eine Bank, wer im Hafengebäude kein Geld gewechselt hat, kann es hier. Eigentlich kann man mit Euro oder Dollar zahlen, aber manchmal ist die Landeswährung CUC doch besser.

Ernest Hemingway.

Viele Einheimische gehen ihres Weges, ohne die Touristen, die man wie überall erkennen kann, anzusprechen. Wir kamen an vielen Bars vorbei, aber niemand lädt uns ein, hinein zu gehen. Wir hatten auch ein bestimmtes Ziel: wir wollten zur El Floridita, die Bar, in der Ernest Hemingway in den 30er Jahren schon war.

Hier soll der Daiquiri erfunden worden sein, ein Cocktail aus weißem Rum, Zucker und Limettensaft. Die Bar ist sehr groß und sehr voll. Am Eingang sorgt ein Türsteher im Anzug dafür, dass es nicht zu voll wird. Man kann hier essen, aber auch nur etwas trinken. Bei unserem ersten Besuch tranken wir alle einen Mojito. Er sieht gut aus. Ob er schmeckt, entscheidet jeder für sich.

In einer mit Geländern abgetrennten Nische spielt eine Combo. In allen Bars wird live gespielt. So ist die Atmosphäre sehr locker.

Wir gingen weiter zum Capitol. In Havanna ist es etwas kleiner als das Original in Washington, sieht aber genau so aus. Es wird restauriert und kann deshalb nicht besichtigt werden.

Havanna lebt mit Gegensätzen.

Neben restaurierten Häusern stehen Ruinen, neben sauberen Hauseingängen türmen sich die Müllberge des Nachbarhauses. Es stinkt zum Teil bestialisch, man wundert sich , dass man keine Ratten trifft.

Do it yourself…

An den baufälligen Häusern stehen Gerüste, deren Anblick zwar amüsiert, einen aber schwindelig werden lässt.

…oder besser doch nicht!

In einigen Hauseingängen sitzen bunt gekleidete Bettler, manche mit ihren verkleideten Haustieren.

Schlaglöcher in den Straßen gibt es zahlreich, manche so tief, dass sie durch den ständigen Regen wie kleine Seen wirkten. Gesichert waren sie selten.

„Unser Schlagloch“ am Cruiseterminal.

Havanna & Oldtimer sind wohl jedem ein Begriff oder auch schon ein festes Bild. Die alten, amerikanischen Autos haben die Revolution überlebt, sind allerdings fast nie als Originale unterwegs. Die Motoren wurden ersetzt durch Daimler, Toyota usw., sie werden gehegt und gepflegt, denn sie sind oft die einzige Einnahmequelle für die ganze Familie. Es gibt zu wenig öffentliche Verkehrsmittel, so dass die alten Autos als Taxen eingesetzt werden, um nicht nur Touristen zu fahren.

Während unseres ersten Ausfluges in Havanna stellten wir fest, dass überall Oldtimer auf Touristen warteten. Wir hätten auch über das Schiff buchen können, deutlich teurer mit ca. 49 € pro Person. Sie kamen dann zum Terminal und man konnte sich nicht aussuchen, welches Modell man bekam. Wir wollten eine Woche später wieder zum Capitol laufen, wo scheinbar die günstigsten Fahrer warteten, 70 € pro Wagen für eine Stunde Fahrt.

Eine Woche später war es zwar warm, aber es regnete immer mal wieder, so auch, als wir „unseren Oldtimer“ aussuchten. Das war gut, denn so kostete die Fahrt nur 40 €. Das wir uns für ein Cabrio entschieden, brauche ich nicht zu betonen, oder??

So kamen Kappen und Tücher als Regenschutz zum Einsatz und die Fahrt ging los. Die Fahrzeit betrug tatsächlich eine Stunde, allerdings fuhren wir zu interessanten Plätzen und stiegen für Fotos aus. So dauerte die Fahrt ca. 2 Stunden. Der Fahrer gab uns Informationen auf Englisch, was aber kein Problem war. Es war eine sehr schöne Fahrt, die im Regen begann und bei bestem Wetter endete.

Es gibt viele Grünanlagen und Parks, die sehr gepflegt und schön angelegt sind. Sie sind öffentlich zugänglich und einen Spaziergang wert. Wir hielten am John-Lennon-Park an. Hier sitzt der Musiker als Bronze Statue und wird von Touristen und Einheimischen fotografiert.

Ein großer Friedhof kann ebenfalls besichtigt werden, wir sind aber nur bei unserer Oldtimer-Fahrt vorbei gefahren.

Am nächsten Tag machten wir vom Schiff aus den Ausflug „Rum & Zigarren“ mit. Wir hatten erwartet, in eine Zigarrenfabrik zu kommen, die aber alle geschlossen waren, da die Erntezeit vorbei war. Wir fuhren mit dem Bus eine Schleife, um schräg gegenüber in ein Rum-Museum zu gehen. Es war sehr interessant, durch die Räume mit alten Ausstellungsstücken wie Fässern und Maschinen zu laufen. Eine Fabrik war nachgestellt, Bilder verdeutlichten die Zeit der Sklaverei und den Zuckerrohranbau. Die Führung endete in einer Bar mit angeschlossenem Shop. 

Wir fuhren durch Havanna zu den Orten, die wir am Vortag schon im Regen besuchten. Da waren sie relativ leer, bei Sonne war es nun überall voll. Später hielten wir an einem Shop mit Tabakwaren, in dessen Innenhof wir Platz nehmen sollten. Hier gab es Musik und für uns einen Kurs im Zigarrenrauchen. Ich verzichtete, es wäre Verschwendung gewesen. Es gab natürlich auch Rum und einen Espresso für alle. Danach ging es zurück zum Schiff.

Havanna.

Sehr schön, trotz der Gegensätze. Es lohnt sich, noch einmal zu kommen. Und dann auch einige Tage im Hotel zu verbringen.

Havana. Nos gustó mucho.