Eine unvollendete Kathedrale in Barcelona. La Sagrada Familia.

Während der Mittelmeerkreuzfahrt im März 2019 liefen wir zum 3. Mal den Hafen der  katalanischen Stadt Barcelona an. Nachdem wir beim ersten Mal eine Stadtrundfahrt machten, um einen Überblick zu bekommen, besuchten wir beim zweiten Besuch das Stadion Camp Nou mit Führung.

Nun wollten wir die Kathedrale La Sagrada Familia besichtigen.

Wir hatten sie bereits während der Stadtrundfahrt als Fotostopp von außen sehen können, wollten nun aber auch hinein gehen.

Bei solchen Sehenswürdigkeiten ist es immer ratsam, die Tickets vorab online zu kaufen, dabei aber nicht zu knapp zu planen.

Vor Ort kann es passieren, dass man keine mehr bekommt, weil der Besucherandrang zu groß ist. Bei Aufenthalten während einer Kreuzfahrt ist das ärgerlich, denn man ist ja nur ein paar Stunden in der Stadt.

Nachdem ich einige Portale geprüft hatte, fand ich das passende Zeitfenster bei Tiqets.com. Andere Anbieter waren bereits ausgebucht oder die Zeit passte nicht mehr, auch die direkte Bestellung bei „Barcelona tickets“. Die Preise sind bei allen ähnlich, so dass es keine Rolle spielt.

Man kann die Türme ebenfalls besichtigen, wir wählten aber nur die Kathedrale. Man erhält die Tickets per Email und kann sie ausdrucken.

Der Grundriss.

ETWAS GESCHICHTE

(Aber wirklich nur etwas, wer mehr wissen möchte, kann sich online durch die zahlreichen Seiten lesen.)

Der offizielle Name lautet: Temple Expiatori de la Sagrada Família – „Sühnekirche der Heiligen Familie“.

1874 beschloss Josep Maria Bocabella, Einwohner Barcelonas und Autor christlicher Texte, eine Sühnekirche bauen zu lassen. Inspiriert von den großen Kirchen in Italien und zahlreichen Spenden gründete er einen Verein, der den Bauplatz kaufen konnte, auf der die Kathedrale entstehen sollte.

Planen sollte der Architekt Francisco de Paula del Villar y Lozano. Als Student arbeitete dort Antoni Gaudí.

Die Grundsteinlegung erfolgte am 19. März 1882, ein Jahr später kam es zum Streit zwischen den Bauleitern und dem Architekten Villar, er trat zurück. Der vorgeschlagene Statiker Joan Martorell lehnte ab und schlug seinerseits Gaudí vor.

Er baute zunächst nach Plänen Villars weiter. 1889 war die Krypta vollendet. Durch eine sehr hohe anonyme Spende konnten die Baupläne erweitert werden: 18 Türme und eine 5-schiffige Basilika sollten entstehen.

1926 starb Gaudí bei einem Straßenbahnunfall. Es wird weiter gebaut. Im spanischen Bürgerkrieg wurde einiges zerstört und wieder aufgebaut.

Seit 1984 gehört La Sagrada Familia zum Weltkulturerbe. Am 07.11.2010 weihte Papst Benedikt XVI. die Kirche.

2016 fiel auf, dass es keine Baugenehmigung gibt. Sie wurde 2019 nachträglich für 7 Jahre erteilt, so dass die Kathedrale bis 2026 fertig gestellt werden kann: Pünktlich zum 100. Todestag.

Die 18 Türme werden ca. 100 – 170 m hoch sein, wenn sie fertig sind. Sie stehen für: 12 Apostel, 4 Evangelien, die Jungfrau Maria und der höchste in der Mitte für Jesus Christus.

Das Mittelschiff ist 15 m breit, die Seitenschiffe jeweils 7,5 m. Die Höhe beträgt 60 m.

Die Pläne lehnen sich an die Bibel an. Alles hat eine Bedeutung, egal, ob Abmessungen oder Anordnungen – alles ist geplant.

Gaudís Grab befindet sich in der Krypta.

Die Geschichte ist umfangreich – wer mehr wissen möchte, liest selbst nach. Oder noch besser: Er fährt hin!

UNSERE KATHEDRALE

Wir waren pünktlich vor Ort und konnten uns noch etwas die zahlreichen internationalen Touristen ansehen. Es war gut, die Tickets schon vorab gekauft zu haben, denn die Schlange an der Kasse war lang.

Geburtsfassade.

Am eigentlichen Eingang lief alles sehr unorganisiert ab, was wir dann auch für unser Zeitfenster feststellen mussten. Wir stellten uns pünktlich an, wurden aber nicht hinein gelassen. Die Mitarbeiter zogen andere Gruppen vor und reagierten gar nicht auf die Reklamationen aus unseren Reihen. Später sagte jemand, die Wartezeit läge an den Sicherheitskontrollen.

Als wir schließlich hinein gehen konnten, wurden die Taschen und Rucksäcke gescannt und auch wir kontrolliert, wie überall bei solchen Orten. Es dauerte aber nicht übermäßig lange.

Weitere Probleme gab es bei der Verteilung der Audioguides. Wir mussten sie in einem etwas entfernten Raum holen, das wurde aber nicht richtig kommuniziert. Ob es an fehlenden Sprachkenntnissen lag oder einfach mangelnder Organisation geschuldet war, konnten wir nicht heraus finden.

Wir suchten zuerst die Toiletten auf, die kurz hinter dem Eingangsbereich waren. Es gab viele, die auch ordentlich waren, was wir bei den vielen Besuchern nicht erwartet hatten.

Danach besorgten wir uns die Audioguides, bei denen man Sprache und Lautstärke  individuell einstellen kann.

Passionsfassade.

Die einzelnen Punkte sind in einem Flyer aufgelistet, den man mit den Audioguides bekam, so dass man ihnen folgen kann. Passend dazu erhält man alle Informationen durch die Kopfhörer.

Man könnte Stunden mit der Besichtigung verbringen, schon allein die Fassaden mit ihren vielen Steinfiguren in allen Größen bieten so viele Details, dass man nicht weiß, wo man zuerst schauen soll. Das gleiche gilt auch für das Innere.

Wir haben schon viele Kirchen und Kathedralen besucht, die sich in irgendeiner Weise überall gleichen.

Nicht so diese Kathedrale!

La Sagrada Familia ist völlig anders als andere katholische Kirchen. Zunächst steht man in einer riesigen Halle aus hohen Steinsäulen. Ohne Gold und Glitzer, schlichte Steine, aber dennoch beeindruckend.

Die hohen Säulen sollen einen Wald darstellen, welcher durch die farbigen Fenster in warme Orange- und Grüntöne getaucht wurde. (Wir hatten Glück, die Sonne schien.)

Der Audioguide gab alle nötigen Informationen und konnte auch bei Bedarf zurück gespult werden.

Man konnte sich alles in Ruhe ansehen, allerdings war es sehr voll. Es gibt in den Türmen Fahrstühle, so dass auch geräderte Besucher ohne Probleme die Kathedrale besichtigen können. Innen ist es bis auf wenige Stufen zur Krypta ebenerdig.

Wie überall gibt es auch hier einen Souvenirshop. Er ist ab Eingang zu finden und kann nur von außen betreten werden. Hier gibt neben christlichen Devotionalien auch andere Dinge, die der Tourist braucht – oder auch nicht: Schlüsselanhänger, Tassen, Puzzle und vieles mehr. Die Preise sind nicht überteuert.

Der Besuch lohnt sich in jedem Fall. Allerdings sollte man sich Zeit nehmen, denn schon am Eingang braucht man sie.