Im September 2019 verbrachten wir nach einer Kreuzfahrt auf der Ostsee noch einige Tage in Hamburg. Wir wollten uns mit Freunden treffen und suchten dafür interessante Unternehmungen für den Samstagnachmittag.
Dabei entdeckte ich etwas andere Hafenrundfahrt des Unternehmens Jasper und sah mir alles etwas genauer an.
Zunächst einige Fakten zur Firma und andere Informationen.
ANSCHRIFT
Friedr. Jasper
Rund- und Gesellschaftsfahrten GmbH
Billbrookdeich 140-146
22113 Hamburg
E-Mail: info@jasper.de
www.jasper.de
Tel.: (0 40) 22 71 06-10
Fax: (0 40) 22 71 06-72
ETWAS GESCHICHTE (von der HP entnommen)
1902 schloss sich Restaurantbesitzer Friedrich Jasper mit Hotels zusammen und bot Rundfahrten in Hamburg an. Einige Jahre später nach dem Verkauf des Restaurants folgen Überlandfahrten und die Gründung der Hansarundfahrt GmbH. Nach den Kriegen mit Enteignungen und Zerstörungen gibt es wieder Ausflugsfahrten, Mietwagen und Chauffeurdienstleistungen kommen hinzu.
1959 bleiben 50 % im Familienbesitz, 50 % gehören zur Hamburger Hochbahn AG. 22 Reisebusse gehören inzwischen zum Unternehmen. Ab 1975 werden Reisen verkauft, 54 Reisebusse übernehmen die Fahrten. 2002 werden die ersten Rundfahrten angeboten, die die Gäste „Auge in Auge mit den Giganten“ erleben lassen.
Heute hat das Unternehmen 400 Mitarbeiter und 130 Linienbusse. Es werden 2 Touren angeboten: ArchitekTour und die Hafentour. Eine weitere Fahrt am oder im Hamburger Flughafen ist momentan eingestellt.
HAMBURGER FREIHAFEN
Ein Freihafen dient zur Lagerung und zum Umschlag von Waren, die nicht ins Land eingeführt werden. Die Warenbewegungen sollten nicht durch Zollformalitäten behindert werden.
1881 wurde der Hamburger Freihafen gegründet. 1883 wurde die bis 2003 dazu gehörige Speicherstadt gebaut. Durch den dann beginnenden Warenumschlag mit Containern entfiel der Sonderstatus.
2013 wurde der Hamburger Freihafen aufgelöst.
Das war es schon. Es ist nur ein kleiner Einblick, wer mehr wissen möchte, schlägt nach.
TOUREN
Bei der AchitekTour fährt der Bus 3 Stunden zu sehenswerten Gebäuden: Villen, Stahl- und Glasbauten, Elbphilharmonie und Speicherstadt – Altstadt und HafenCity, 3 Stunden Kontraste und Fachwissen.
Die Hafentour fährt ebenso lange beginnend in HafenCity durch die Speicherstadt bis in die Containerhäfen. Nach ca. 1,5 Stunden wird Pause gemacht, vermutlich ist das bei den Architekten ähnlich.
Beide Touren kosten für Erwachsene 35 €, Kinder zahlen 20 € weniger. Gruppen ab 10 Personen sind 2 € günstiger. Möchte man die Touren mit größeren Gruppen machen, sollte man nach den Preisen und Verfügbarkeiten fragen.
Gebucht wird online. Während die Hafentour fast täglich angeboten wird, an Wochenenden meistens auch morgens und nachmittags, gibt es die ArchitekTour relativ selten, 2019 nur noch einmal im November.
Es kommt per Email die Bestätigung mit Angaben zu Datum, Uhrzeit und dem Treffpunkt. Die Bezahlung erfolgt bei Fahrtantritt ausschließlich in bar.
Man kann online auch Gutscheine für eine Tour kaufen, um sie zu verschenken. Auch hier wird keine Kreditkarte akzeptiert, sondern nur die Bezahlung per Überweisung.
UNSERE HAFENTOUR
Wir hatten wie eingangs erwähnt vor, mit unseren Freunden diese Tour an einem Samstagnachmittag zu machen. Ein anderer Tag war nicht möglich.
Die Tour leider auch nicht. Der Bus war voll, einen Monat vorher. So suchten wir eine Alternative für Samstagnachmittag und buchten für Sonntag, 14 h, die Hafentour für uns.
Die Bestätigung kam wie angekündigt per Email. Diese nahmen wir am 21.09.19 mit. Man muss unbedingt einen gültigen Personalausweis oder Reisepass dabei haben, denn ohne darf man nicht mitfahren. Treffpunkt war eine Bushaltestelle direkt an der U-Bahnstation HafenCity Universität U4.
Der Bus stand bereits 30 Minuten vorher bereit, es handelte sich um einen modernen, scheinbar recht neuen Reisebus. Der Fahrer hakte uns auf der Anmeldeliste ab, kontrollierte unsere Ausweise und kassierte 70 €. Große Taschen, Rucksäcke und Gepäck sollte man nicht mitnehmen, es darf nicht mitfahren. Einige Gäste hatten Gutscheine, die einbehalten wurden. Und zwei Personen durften nicht mitfahren, da sie tatsächlich keinen Ausweis dabei hatten.
Plätze wurden nicht zugeteilt, so setzten wir uns auf der rechten Seite in die 3. Reihe. Im Gegensatz zu Samstag war diese Tour nicht ausgebucht, es blieben einige Plätze leer.
Wir fuhren pünktlich ab.
Neben dem Fahrer war eine Reiseleiterin dabei. Schifffahrtskauffrau, mit Nebenjob Reiseführerin. Sie stellte den Fahrer und sich kurz vor und legte dann los. Man hörte ihre Begeisterung über Hamburg und natürlich den Hafen und seine Anlagen während der ganzen Fahrt heraus.
Es ging zunächst in die Speicherstadt und wieder zurück in die HafenCity, an der größten Baustelle Hamburgs vorbei und weiter Richtung Elbbrückenbaustelle…
Ein weiteres Ziel war der Museumshafen. Ein privater Verein kümmert sich um Restaurierung alter Schiffe und Fahrzeuge von Polizei und Zoll. Alte Krananlagen sind zu sehen, Eisbrecher, Kutter und viele andere Schiffe. Wer hier mehr wissen möchte, kann sich über die Seite des Vereins informieren und um eine Besichtigung vereinbaren.
Über die Köhlbrandbrücke gelangten wir schließlich in den Stadtteil Waltershof. Wir fuhren am gleichnamigen Zollamt vorbei, wer mit Ausfuhrerklärungen und Containerverladungen ab Hamburg zu tun hat, wird es kennen.
An der Einfahrt zum Burchardkai mussten wir an einer Schrankenanlage anhalten und auf die Genehmigung zum Einlass warten. Ein Begleitfahrzeug fuhr vor uns her, es führte uns zu Bereichen im Hafen, die wir uns ansehen durften. Die Fahrzeuge im Hafen haben Vorrang, wir durften nicht aussteigen, aber alles fotografieren, was wir wollten.
Und hier wussten wir, warum die Tour „Auge in Auge mit den Giganten“ heißt: wir standen direkt an den großen Containerschiffen und fuhren unter den Verladekränen hindurch. Wir konnten Van Carrier beobachten, wie sie Container von den Schiffen wegbrachten. Uns wurde das Verschlusssystem der Container erklärt und auch gezeigt. Die gestapelten Container werden an Bord verriegelt, so dass sie nicht hinunter fallen können, sollte die See stürmisch werden. Der Bus hielt mehrmals an, damit wir in Ruhe alles beobachten konnten.
Nach etwa 1,5 Stunden gab es eine Pause von ca. 30 Minuten. Dafür fuhren wir zur
Deutschen Seemannsmission Hamburg-Harburg e. V., auch genannt „Duckdalben International Seamen’s Club“. Sie arbeiten mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche Norddeutschland zusammen. Ihr Ziel ist es aber nicht, Religion zu vermitteln. Es geht um religionsübergreifende Hilfe, Nächstenliebe und darum, den Seeleuten Entspannung und etwas Freizeit zu bieten. Seeleute arbeiten Monate auf einem Schiff und schlafen auch an ihrem Arbeitsplatz. Um ein wenig Abstand zu finden, gibt es hier eine Bibliothek, eine Bar, einen kleinen Shop und einen Andachtsraum. Eine gepflegte Gartenanlage mit Sportbereich und Grillplatz sorgen für Abwechslung. Die Seeleute können hier nach Hause telefonieren und bekommen auch Unterstützung, wenn sie Geld nach Hause überweisen wollen. Einmal pro Woche kommen ein Arzt und eine Schwester, um Verletzungen zu behandeln und zu beraten.
Die Seeleute werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern von ihren Schiffen abgeholt und auch wieder zurück gebracht.
Was das alles kostet?
Nichts.
Die Seeleute bekommen alles kostenlos, nur die Dinge im Shop müssen sie bezahlen. (Vermutlich kostet dort aber alles viel weniger als normal.)
Es finanziert sich über Spenden.
Es standen Kaffee und Mineralwasser bereit. Es war recht warm und so kam das Wasser gerade recht.
Wir konnten uns umsehen und uns mit den Leuten unterhalten.
Die Toiletten sind sehr sauber und auf der Damentoilette standen neben Handcrème auch Damenhygieneartikel bereit.
Natürlich spendeten die meisten Besucher, ich gehe davon aus, dass das Zweck unserer Pause dort war. Immer kann man wohl nicht dorthin, dann fährt der Bus zu einer anderen Stelle.
Anschließend ging es weiter in den Hafenteil „Altenwerder“. Hier durften wir nicht mehr fotografieren, da die Kunden, die von dort ihre Waren oder Maschinen verschifften, dies untersagt haben. Kameras kontrollieren und Zuwiderhandlung führte möglicherweise dazu, dass Jasper die Genehmigung für die Hafenrundfahrten entzogen würde.
Hier gab es ähnliche Arbeiten wie am Burchardkai, aber vollautomatisch. Kontakte im Boden ließen die Transporte der Container vom Schiff weg zu ihrem programmierten Platz vollautomatisch ablaufen. Man sah keine Mitarbeiter.
Danach ging es wieder über die Köhlbrandbrücke zurück zur Haltestelle der U4 in HafenCity.
FAZIT
Es hat sich gelohnt! Wir haben schon viele Hafenrundfahrten gemacht – auf dem Wasser, aber das war eine ganz besondere und hochinteressante Fahrt. Kurzweilig erklärt und nie langweilig, es war spannend, alles mal von der anderen Seite zu sehen. Zu allen im Hafen liegenden Schiffen bekamen wir interessante Fakten wie Größe, Containerzahl usw.
Wenn wir beim nächsten Mal in Hamburg sind, überlegen wir, ob wir die Fahrt noch einmal machen.
Mit unseren Freunden machten wir dann am Samstag eine Alsterkanalfahrt, was auch viel besser für 4 Personen ist, die sich lange nicht gesehen haben, denn dabei kann man reden – bei der Busfahrt nicht!