Temperatursturz im Orient. Auf den Spuren der Nabatäer. Petra. Aqaba.

Als wir die Kreuzfahrt ab den Vereinigten Arabischen Emiraten bis ins Mittelmeer planten, war klar, dass zwei Ziele angefahren werden mussten: Jordanien und der Suezkanal. Ohne letzteren ging es nicht, aber bei Jordanien wurde es schon schwieriger. MSC, mit denen wir sonst fuhren, hatte Aqaba nicht als Zielhafen, in keiner Tour. Außerdem passte uns hier der Zeitraum nicht. Auch die Schiffe von Aida hielten dort nicht. So kamen wir zu der Flotte von TUI.

Das eigentliche Ziel war für uns dabei nicht die Hafenstadt selbst, sondern die alte Felsenstadt der Nabatäer, Petra.

Ein paar

FAKTEN

vorab (online entnommen). Nur ein kleiner Überblick, wer mehr wissen möchte, liest selbst nach oder – noch besser! – fährt hin.

Rund 130 km von Aqaba entfernt, auf der Hälfte vom Golf von Aqaba zum Toten Meer, liegt Petra im Talkessel auf einer Höhe zwischen 800 und 1350 m. Die Stadt entwickelte sich in der Antike (Epoche im Mittelmeerraum, ca. 800 v. Chr. bis ca. 600 n. Chr.) unter den Nabatäern (Verbund nordwestarabischer Nomadenstämme. Das Nabatäerreich war das erste arabische Reich der Geschichte.) zu einem wichtigen Handelsplatz, da es aufgrund der Lage schwer erreichbar war. Schluchten und Pfade erschweren auch heute noch den Weg dorthin. Außerdem verfügten die Einwohner über eine gesicherte Wasserversorgung, die man auch heute noch sehen kann. Hier rasteten Karawanen, die aus Indien oder China zum Mittelmeer und umgekehrt. Es wurde mit Gewürzen, Seide, Weihrauch und vielen anderen Dingen gehandelt.

Es wurden Höhlen in die Felsen geschlagen, aber auch Säulen und ein Kolosseum.

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Das Ende begann, als die Römer mit Entdeckung des Seeweg den Handelsweg nach Norden verlegten. Im Mittelalter verfielen Gebäude und Region. 1812 entdeckte der Schweizer Johann Ludwig Burckhardt auf seinen Reisen durch Arabien die Felsenstadt neu.  Über 100 Jahre später schrieb Thomas Edward Lawrence (Lawrence von Arabien) in seinem Werk „Die sieben Säulen der Weisheit“, Petra sei der herrlichste Ort der Welt. Er war aber der Meinung, jede Beschreibung müsse vor dem eigenen Erleben der Stadt verblassen. (Dem können wir nur zustimmen!)

Ausgrabungen begannen erst in den 1920er Jahren. Bis heute sind vermutlich erst rund 20 %  auf ca. 20 Quadratkilometern ausgegraben, ungefähr 1000 Gebäude und Ruinen.

Touristen kamen schon kurz nach Ausgrabungsbeginn ab 1930 nach Petra. 59 Jahre später wurde es weltweit bekannt, als Steven Spielberg den Film mit Harrison Ford „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ dort drehte.

Heute ist es Hauptanziehungspunkt der Region und ein Pflichtziel.

Deshalb wollten wir da unbedingt auch hin.

UNSER PETRA

Das soll auch schon alles sein, wer möchte, kann in Reiseführern und Online-Lexika nachlesen.

Im Januar 2023 begannen wir allmählich, uns mit den Zielen der Reise zu beschäftigen und das eine oder andere zu buchen. Den Ausflug in die Felsenstadt wollten wir eigentlich über das Schiff buchen. Der Ganztagesausflug mit Busfahrt, Eintritt, Führung und Mittagessen sollte 179 € kosten. Ohne Mittagessen, aber mit kleinem Lunchpaket (dessen Inhalt wir nicht kannten) war es etwas günstiger. Die Fahrt war mit 2,5 Stunden angegeben, was aber nicht stimmen kann, denn es wurden große Busse eingesetzt, die nicht so schnell fuhren. Auch hier gibt es Geschwindigkeitsbegrenzungen.

Wollten. Stimmt. Es ging nicht mehr, es war ausgebucht.

Normalerweise kann man auch noch an Bord buchen. Das war uns aber zu riskant. Da wir dort unbedingt hin wollten, suchte ich dann anderweitig. Anbieter wie getyourguide haben es im Angebot, das war uns aber zu unpersönlich. So machte ich mich auf die Suche und wurde fündig.

Auf Facebook über eine MSC-Gruppe stieß ich auf Bedouin insights, ein Reiseveranstalter mit Sitz in Wadi Rum/Jordanien. Ich sah mir die Seite an, www.bedouin-insights.com, und fand Petra nicht.

Sie werben mit mehr als 20 Jahren Erfahrung und lokalen Beduinenführern. Im Angebot haben sie u. a. Jeep-, Kamel- und Wandertouren, Kletterausflüge usw. Ziele sind dabei Wadi Rum, die Wüste allgemein und die umliegenden Berge.

Unterwegs

Inhaber sind die beiden Reiseführer Alaa Al-Howeitat und Ahmed Al-Zalabieh und die Gründerin Beta Berjani.

Ich schrieb per Email eine Anfrage und bekam schnell ein Angebot. Wir wollten zu zweit mit Reiseführer in die Felsenstadt und den Weg dorthin nicht zu Fuß gehen, sondern auf Kamelen hin und wieder zurück reiten. Ich erhielt schnell ein Angebot für die Fahrt im Pkw, Lunchpaket und Reiseführer. Und dem Kamelritt. Es sollte knapp 500 € kosten. Das ist teuer, stimmt. Aber: Schneller als im großen Bus und individuell nur für uns beide. Wir buchten es und zahlten an. Der Rest sollte bar vor Ort bezahlt werden, in jordanischen Dinar, wir sollten vom Fahrer eben zur Bank gebracht werden.

Am 30.03.2023 sollten wir dann um 7.30 h am Cruiseterminal abgeholt werden. Inzwischen wussten wir, dass noch ein Ehepaar mitfahren sollte. Günstiger wurde es nicht, aber unbequem, denn es war nur ein normaler Pkw. Hier wäre ein Kleinbus oder zumindest Siebensitzer zu empfehlen.

Der Fahrer fand keine Bank, es war zu früh und außerdem Ramadan, alles war geschlossen. So zahlten wir den Rest in Euro, wir konnten es nicht ändern. Unterwegs hielten wir an einer Tankstelle und einem Aussichtspunkt mit Bar und Souvenirshop. Hier wird geworben mit „The best view“. Es war neblig, man sah keine 50 m. Und es waren nur noch um die Null Grad! Hier konnten man allerlei Souvenirs kaufen. Es gab Tee und andere Getränke, Süßigkeiten und eine passable Toilette. Also zweckmäßig. Nicht mehr, und nicht weniger.

Unser Fahrer fuhr ordentlich, stellte sich zu Beginn vor, aber sprach ansonsten nichts. Wir fuhren um 7.30 h los und waren um 10.30 h am Eingang. Ein Bus wäre länger unterwegs.

Am Ziel angekommen, kümmerte er sich um unsere Eintrittskarten und Reiseführer. Unsere Mitfahrenden fuhren mit einem Golfcart, ein Elektrofahrzeug für fünf Gäste. Er hatte ein steifes Knie und konnte nicht laufen. Sie hatten aber keine Führung, keine Informationen.

Unser Reiseführer holte uns dann ab und wir gingen los. Ich war überrascht, sah nur Pferde, aber keine Kamele. Ich sprach es kurz an. Nun war er auch überrascht. Das war ihm neu. Er telefonierte also kurz. Es gab keine Kamele im Eingangsbereich, sondern nur in der Felsenstadt, vor dem Schatzhaus. Aber auch nur als Fotomodell und um ein paar Mal im Kreis zu reiten. Das wollten wir nicht. So bekamen wir zwei Tickets für die Fahrt zurück mit dem Golfcart. Das war ein Missverständnis, was aber nicht so schlimm war. Hinunter zu laufen war auch besser, denn wir erhielten Erklärungen und viele Informationen, die wir sonst nicht gehabt hätten. Auch mit einem Ritt nach unten hätten wir keine Informationen erhalten. Und hätten auch nicht mal eben stehen bleiben können, um Fotos zu machen.

Unser Reiseführer erklärte, blieb an markanten Punkten stehen und zeigte uns viel. In Englisch, aber das war kein Problem.

Der Höhenunterschied betrug 150 m, es ging stetig bergab. Teilweise war der Weg neueren Datums, teilweise aber noch das Originalpflaster. Kopfsteinpflaster, welches wir aus Altstädten kennen, ist im Gegensatz zu diesem Pflaster gut zu laufen. Wer dorthin fährt, muss unbedingt festes Schuhwerk tragen. Und auch passende Kleidung, denn auch hier war es noch immer kalt. In den schattigen Bereichen zogen wir die Jacken schon enger. Und genau wegen der Bodenbeschaffenheit wollten wir nicht zurück laufen. Wie bekannt ist, haben wir unsere Probleme mit Knien und Knöchel.

Wir liefen an vielen Reisegruppen vorbei, viele hatten die bekannten Schilder des Schiffes dabei. Es war überhaupt sehr voll und ein Durcheinander vieler Sprachen.

Aber es ist unglaublich! Es ist unbeschreiblich!

Wie sagte Thomas Edward Lawrence? Geschriebenes verblasst vor dem Erlebten? Man kann es nicht besser ausdrücken.

Schon im oberen Teil sah man Höhlen in den Felsen, nach unten wird der Weg immer schmaler, man erkannte Bilder. Die Rinnen am Rand für die Wasserversorgung in der Antike waren immer noch gut erhalten und funktionierte bei Regen auch immer noch. Es wurde immer schmaler, die Felsen rechts und links immer höher. Zwischendurch waren die Felsen oben wie ein Dach über dem Weg. Wer zu Platzangst neigt, könnte hier möglicherweise Probleme bekommen. Man erkannte zwischendurch einen Fisch im Felsen, stellte man sich anders hin, wurde er zum Elefanten. Vier Kilometer und plötzlich sah man das Schatzhaus des Pharao. Die Fassade im Felsen, die man von Bildern und auch aus dem Film kannte! Das war ein so beeindruckendes Bild, das kann man nur vor Ort erleben!

Vor dem Schatzhaus war ein großer Platz, auf dem die Kamele standen und lagen. Hier konnten Touristen ein paar Runden reiten und Fotos machen. Was es kostete, weiß ich nicht. Fotos haben wir gemacht, bezahlt aber nichts. Wir erhielten unsere Tickets für die Rückfahrt und verabschiedeten uns von unserem Reiseführer. Er sagte noch kurz, dass wir rechts noch weiter laufen oder oben auf die Felsen klettern konnten, um einen besseren Überblick zu bekommen. Wir sind natürlich nicht auf Felsen geklettert!

Links des Platzes war ein großes Beduinenzelt, in dem neben Getränken und Snacks zahlreiche Souvenirs verkauft wurden. Wir setzten uns auf die Bänke davor und ließen das Schatzhaus wirken. Und beobachteten die anderen Touristen und Kamelführer, die aussahen, als wären sie direkt aus dem Film „Pirates of the Caribbean“ entsprungen.

Wir liefen noch den empfohlenen Weg und kamen an weiteren interessanten Felsen vorbei zum ehemaligen Kolosseum.

Inzwischen gab es keine Golfcarts mehr, aber eine lange Schlange wartender Fahrgäste. Nach kurzer Zeit kamen einige, so dass wir schnell wieder am Eingang waren. Hier gab es auch Souvenirshops, Getränke und Toiletten. Auch diese waren in Ordnung. Wir waren schneller und konnten auch schon zurück fahren, denn unser Fahrer kam auch kurz danach.

Das Lunchpaket hatte nicht geklappt, denn alles war geschlossen, es war ja Ramadan. Wir hielten noch einmal bei dem Aussichtspunkt. Nun stimmte es, es war „the best view“.

FAZIT

Wer in der Gegend ist, muss unbedingt her kommen.

Wir hätten uns geärgert, wenn wir den Ausflug nicht gebucht hätten. Ob es noch Platz bei den Ausflügen vom Schiff gegeben hätte, wissen wir nicht. Wir haben nicht gefragt. Aber selbst wenn: Wir waren viel schneller und vor allem individuell unterwegs. Er war nicht billig, aber jeden Cent wert.

Für Gäste, die schlecht zu Fuß sind, ist es allerdings sehr beschwerlich. Hier sollte man vorab ein Golfcart buchen. Wir hörten, dass sich man im Ausflugsbüro des Schiffes ziemlich unkooperativ, als sich unsere Mitfahrenden dort wegen des Ausflugs erkundigten. Nun folgen einige Fotos – lasst sie wirken!

Es ist nicht zu besichtigen.

Jetzt war es „The best view“, und auch etwas wärmer.
Es ist überwältigend!